Jahresbeginn in Lindow 2.-4. Januar 2019

Auch in diesem Jahr startete das Trainingsjahr beim Koryukan Potsdam mit ein paar besonderen Trainingstagen. Geübt wurde im Sport- und Bildungszentrum von Lindow (Mark), das wir dieses Jahr fast für uns allein hatten. Und was wurde geübt? Das Nyumon-Programm (mit ein paar Spielereien zwischendurch), alles was man braucht, um im Koryu Uchinadi einen schwarzen Gürtel tragen zu dürfen. Das Programm erscheint zunächst sehr umfangreich. Es beinhaltet eine Menge an Abläufen, die man sich einprägen muss. Wenn man sich die dann alle soweit gemerkt hat, kommen mehr und mehr Details dazu, die wichtig für die funktionale Ausführung sind. Atmung, Anspannung und Entspannung, stets aufmerksam sein und die richtige Haltung bewahren … Es gibt (immer) viel zu üben. Bis es irgendwann natürlich wird, keines Gedanken mehr bedarf, zu einem dazu gehört.

Gerade an dieser Stelle muss man sich immer wieder selbst überprüfen. Was sind meine Gewohnheiten? Handle ich aus Gewohnheit, ohne mein Verhalten der Situation anzupassen? Bin ich hier im Moment? Olaf meinte am Ende der Trainingstage, es sei gut die Bewegungen/Techniken zu seinen eigenen zu machen, aber es sei auch ein Problem, sie zu seinen eigenen zu machen.

Wie kann etwas zugleich gut und ein Problem sein?

Der Shodan ist im Koryu Uchinadi ein Zeichen dafür, dass auf der einen Seite das Nyumon-Programm durchweg auf technisch gutem Niveau beherrscht wird, auf der anderen Seite aber auch, dass es mehr und mehr natürlich ist. Es gibt keine zwei vollkommen identischen Menschen auf dieser Welt und so können auch die gleichen Techniken nicht von allen exakt gleich ausgeführt werden, das wäre nicht natürlich. Auch wir selbst verändern uns im Laufe unseres Lebens. McCarthy Sensei betont immer wieder: „Du wirst dasselbe nicht auf dieselbe Weise dein ganzes Leben lang tun, und wenn es nur auf Grund des Alters ist.“

Es gibt mittlerweile immer wieder Momente in denen ich denke: „Das konntest du schon mal besser“. Ich weiß, dass es nicht nur mir so geht und auch in Lindow nicht nur mir so ging. Die Frage stellt sich: Warum? Und darauf gibt es vielfältige Antworten. Nicht genug geübt, nicht mit der nötigen Intensität geübt, Details nicht beachtet, aus Gewohnheit ohne bei der Sache zu sein geübt … Üben an sich verbessert nichts und eine schwarze Binde um den Bauch zu tragen ist kein Freifahrtschein. Im Gegenteil, umso mehr die Kampfkunst zur eigenen wird, desto größer wird die Verpflichtung sich immer wieder selbst zu prüfen. Zur Prüfung sollten nicht nur technische Aspekte gehören, sondern auch Fragen nach der eigenen Entwicklung und ob wir mit Freude und ganzem Herzen dabei sind.

Das Studieren einer Kampfkunst ist eine Möglichkeit uns selbst kennen zu lernen. Sich selbst gegenüber offen zu sein, sich wertzuschätzen (nicht um das Ego zu steigern!) und sich auch mal zulächeln zu können, ist sicher nicht immer einfach. Wie wollen wir uns aber sonst besser kennen lernen? Sensibel zu sein ist keine Schwäche, sondern eine Notwendigkeit um mehr und mehr über sich selbst lernen zu können und die Kampfkunst immer bewusster dafür nutzen zu können. Dazu müssen wir immer wieder (kleine) Anpassungen vornehmen. Heute ist nicht gestern, oder vor zehn Jahren … Auch ein Lieblingsspruch von McCarthy Sensei: “Das einzig beständige im Leben ist die Veränderung”.

Es ist gut, immer wieder das Gespräch mit Freunden zu suchen, gemeinsam ein Stück des Weges zu gehen, selbst wenn jeder seinen eigenen geht. Dafür waren die Januartage in Lindow eine gute Gelegenheit und ich danke Tanja und Jan herzlich für die Einladung und Olaf für die Anleitung (was wie immer mehr als das Training halten beinhaltet). Allen die mit auf der Matte waren danke ich für diesen guten Start ins neue Jahr!  

1 Kommentar zu „Jahresbeginn in Lindow 2.-4. Januar 2019

  1. So ging es also los … das Übungsjahr 2019. Danke Dinah – für die wohl gewählten Worte und deine Erinnerungen an Lindow. Für einige war es nicht nur ein schöner Start, sondern auch ein Termin auf den man hinarbeiten musste – ggf. physisch, aber auch mental. Ein Termin, der eine Zwischenstation darstellt, nach der es (anders) weitergeht, nach der sich der eine oder die andere fragt, warum die Rückmeldungen nicht einheitlicher sind, warum scheinbar unterschiedliche Anforderungen an verschiedne Personen gestellt werden, wer eigentlich festlegt, wann etwas für wen gut ist und warum manchmal auch gefühlte Verschlechterungen als Fortschritt gelten können … Nun ja, was dem einen Verwirrung, ist dem anderen Hilfe und dem nächsten (vermeidbare) Herausforderung. Der Weg bleibt das Ziel und damit auf ins neu Jahr und vielen Dank an alle, die dabei waren – zum Teil trotz oder wegen sonstiger Herausforderungen, die das vor uns liegende Jahr nicht zu einem einfachen machen werden.

    O.

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